Mythos Gentrifizierung?
Stadtsoziologie und linke Subkultur im Kampf um den öffentlichen Raum«
Hans-Christian-Psaar (Diplom-Sozialwissenschaftler, Berlin)
Donnerstag 06.12.2007
Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), 19.30 Uhr
»Yuppisierung«, »Aufwertung« und »Vertreibung von Bewohnern« – das sind Schlagworte, mit denen seit gut 20 Jahren die Phänomene rund um Gentrification bzw. Gentrifizierung klassifiziert werden. Doch was heißt Gentrification eigentlich? In dem Vortrag wird kurz die Entwicklung der stadtsoziologischen Forschung zum Themengebiet vorgestellt. Dabei wurde das ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum stammende Modell eines stadträumlichen Wandels auf die deutschen Verhältnisse übertragen, ohne die hiesigen Besonderheiten des Wohnungsmarktes zu berücksichtigen. Diese Forschungen dienen der politischen, subkulturell geprägten Linken als Grundlage ihrer Agitation. Dabei wird das »Barrio«, das Stadtquartier zum Bollwerk gegen eindringende Fremde erklärt, die angeblich die dortige Gemeinschaft schädigen wollen. Einige Klassiker des personalisierenden Ressentiments gegen den Kapitalismus werden dabei bemüht. Yuppies (also Besserverdienende) und Konzerne – das sind die erklärten Hassobjekte, denn irgendjemand muss schließlich schuld sein, wenn die Mieten steigen. Ob im Hamburger Schanzenviertel gegen ein Hotel im Park, in Berlin-Kreuzberg gegen Media-Spree oder in Leipzig-Connewitz gegen ein Einkaufszentrum – derzeit scheint die Verteidigung des Kiezes gegen Bauprojekte wieder hoch im Kurs der bewegungslinken Gunst zu stehen. Die linke Subkultur will den öffentlichen Raum gegen die Kapitalisten verteidigen – doch wo kommt eigentlich der öffentliche Raum her? Was das alles mit Leipzig zu tun hat und warum es sinnvoll ist, zu diesem Thema Positionen zu entwickeln, darüber wird an diesem Abend diskutiert werden.