Sitzbänke abschrauben
In einer vom Deutschen Städtetag herausgegebenen Veröffentlichung war vor einigen Jahren folgendes zu lesen:
„Mit der ‚Möbilierung’ und Bepflanzung der Straßen, vor allem der Fußgängerzonen, bieten sich auch Verwahrlosten neue Aufenthaltsorte an, wo sie am städtischen Leben Anteil nehmen können.“ Dies sei zu verhindern.
Mit dem Begriff Möbilierung der Straßen sind z.B. Sitzbänke gemeint. Wer sitzt, hat nichts zu tun, hängt ab, verstört mit seiner Geruhsamkeit nur die hastig vorbeieilenden Menschen. Und des Nachts könnten Obdachlose auf Parkbänken sogar schlafen! Damit all dies nicht passiert, werden Sitzbänke entfernt und neue kaum installiert. Wo es sich nicht vermeiden lässt, z.B. auf dem Bahnhof oder an Straßenbahnhaltestellen, werden sie so konstruiert, dass sie zum längeren Verweilen zu unbequem und zum Liegen völlig untauglich sind.
Dass die öffentlichen Orte ungemütlich gemacht werden, zeigt sich aber nicht nur bei den Bänken. Generell wird z.B. mit einer offenen Architektur, die keinen Schutz mehr vor Wind und Wetter bietet, versucht, den längeren Aufenthalt unattraktiv zu machen. Man sehe sich nur Haltestellen, Telefonzellen und Bahnhöfe an. Angenehm soll es in der Stadt nur für diejenigen sein, die sich 2 Euro für einen Espresso im Café leisten können oder sich als zahlende Kundschaft auf eine der vielen superbequemen Sitzmöglichkeiten in einem Kaufhaus niederlassen dürfen.