Engel in die Hölle
Seit zweieinhalb Jahren prägen nicht mehr Graffiti, wildgeklebte Plakate und Dreckecken das Bild der Stadt Leipzig, sondern Blau-Gelbe Engel, die in größeren Gruppen und mit konzertierten Aktionen auftreten. Sie agieren im Rahmen von so genannten »gemeinnützigen Arbeitsgelegenheiten«. Das in Zusammenarbeit von Stadt Leipzig und Bildungsförderwerk Arbeit und Leben durchgeführte Projekt soll u.a. der Herstellung eines gepflegten Stadtbildes in Leipzig dienen. Jeder Aufkleber, jedes nicht genehmigte Plakat wird unter zu Hilfenahme von literweise Aceton eingeweicht und abgekratzt, jedes noch so kleine Graffiti mühselig dreifach überpinselt, jeder Hundehaufen eingetütet… Akribie und Ordnungssinn werden hier – mit engelsgleicher Geduld - voll und ganz ausgelebt.
Dass für diese Tätigkeiten Hartz IV-EmpfängerInnen zwangsverpflichtet werden, ihnen bei Nichtantritt oder Verweigerung das ohnehin viel zu wenige Geld gekürzt bzw. gestrichen wird, ist die traurige Realität. Und an die »sozialpädagogischen Betreuung«, die die »Engel« über sich ergehen lassen müssen, möchte man an dieser Stelle gar nicht erst denken…